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Das PAD-Management als Bildungsroman – wie aus „eitlem“ Wissen am Ende bessere Versorgung wird
Theoretisch ist vielen Ärzten* und Pflegekräften klar, wie sich auf Intensivstationen das Delirrisiko senken, das Schmerzmanagement verbessern und mit weniger Sedativa auskommen lässt. Doch es gibt ein Dilemma: Bekanntes Wissen wird in Vorträgen und Publikationen zwar immer wieder rezitiert und rezipiert. Außerdem hält es viel zu selten Eingang in die reale Versorgung. Das lässt sich nur ändern, wenn der Umsetzung mindestens genauso viel Aufmerksamkeit gewidmet wird wie der Erkenntnis.
Womit wir bei Bildungsromanen wären. Die Weltliteratur ist voll von tragischen Helden, die an irgendeinem Punkt ihres Lebens realisieren, dass es allenfalls die erste Etappe auf dem langen Weg zur Weisheit ist, Dinge zu verstehen und sie inhaltlich zu durchdringen. Was danach kommt, die Umsetzung, ist mühsamer und oft langwieriger. Literarisch lässt sich allerdings die Implementierung von Erkenntnis längst nicht so elegant in Szene setzen wie der Erkenntnisprozess selbst, der immer etwas Heroischeres hat und natürlich auch die Eitelkeit besser bedient als das Malochen am Boden.
Beispiele? Der alte Goethe glänzt im Wilhelm Meister mit dem wunderbaren Statement, wonach es nicht genug sei, zu wissen, man müsse auch anwenden, und nicht genug zu wollen, man müsse auch tun. Wo er die eigenen Präferenzen sieht, daraus macht der Großmeister der umsetzungsfreien Erkenntnis freilich weder im Wilhelm Meister noch in seinen anderen Werken einen Hehl. Auch der an sich bodenständigere Bert Brecht tut sich schwer mit der Umsetzung. Er widmet ihr immerhin ein Gedicht – das freilich so kurz geriet, dass es hier problemlos in voller Länge abgedruckt werden kann:
„Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns // Vor uns liegen die Mühen der Ebenen.“
In der Sonderpublikation zu „Europe scores! Identifying pain, agitation and delirium – an interactive symposium“ wird über den Weg zu einer besseren intensivmedizinischen Versorgung berichtet. Professor Jean-Louis Vincent von der Abteilung für Intensivmedizin an der Universität Brüssel gab bei einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Intensivmedizin ESCIM 2017 in Wien einen Überblick über den derzeitigen Konsens des Wissens in Sachen PAD-Management (systematisches Management von Schmerz, Agitation und Delir).
Mehr Informationen, z.B. zur Risikoreduktion eines Delirs bei intensivmedizinischen Patienten, finden Sie in dieser Sonderpublikation.
